Wegen „Rassismus“: König Melchior hat Auftrittsverbot in Ulmer Weihnachtskrippe

Autorius: Kristin von Appen Šaltinis: https://www.compact-online.de/... 2020-10-07 12:06:00, skaitė 2048, komentavo 2

Wegen „Rassismus“: König Melchior hat Auftrittsverbot in Ulmer Weihnachtskrippe

Der Kirchengemeinderat des Ulmer Münsters hat die Heiligen Drei Könige, auch bekannt unter die „Weisen aus dem Morgenland“, aus seiner Weihnachtskrippe verbannt. In der Darstellung von Jesus‘ Geburt nach dem Lukas-Evangelium kamen sie schließlich auch nicht vor. Damit wolle man den schwarzhäutigen Melchior aus einer möglichen Rassismusdebatte nehmen – und unterschlägt Balthasar und Caspar gleich mit.

Laut dem Evangelischen Pressedienst habe der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, die Krippe in einer anderen Variante zu zeigen. Zum einen sei der vor etwa 100 Jahren gestaltete Ulmer Melchior vermutlich der einzige heilige König mit einer Brezel in der Hand, zum anderen „spreche er mit seinen wulstigen Lippen, seiner Körperfülle und seinen Goldreifen an den nackten Fußknöcheln rassistische Stereotype an“, erklärt Dekan Ernst-Wilhelm Gohl.

Vor rund 30 Jahren sei die historische Krippe gestiftet worden mit der Auflage, sie alljährlich am ersten Advent im Münster auszustellen. Es gehe auch nicht darum, den schwarzen König, der zudem Federschmuck trägt, zu unterschlagen. Die Art seiner Darstellung aber sei problematisch, fragwürdig. Sie unterstreiche Stereotype, „die man heute als rassistisch bezeichnen muss“, so Gohl.

Das sieht die aus Kamerun (Westafrika) stammende Sängerin Siyou Isabelle Ngnoubamdjum ebenso: „Ich finde die Figur verächtlich, rassistisch und in keinster Weise wertschätzend. Und selbstverständlich bin ich froh, das es darüber endlich eine Debatte gibt. Aus meiner Sicht ist Aufarbeitung der einzige richtige Weg.“ Ob sie eine solche angestoßen hat, ist nicht bekannt, zumindest soll nach Weihnachten über Melchiors Zukunft öffentlich diskutiert werden, betont Gohl. Diesjährig aber werde die Münstergemeinde die Weihnachtsgeschichte nach Lukas erzählen: Dort gebe es keine Heiligen Drei Könige. Und somit keinen Ärger…

Die Tradition der Weihnachtskrippe im frühen Christentum – die Darstellung von Jesus Christus in einer Bethlehem nachempfundenen Modelllandschaft – wurde in der Tat zunächst nur nach dem Lukas-Evangelium dargestellt und beschränkte sich auf das Jesuskind in einer Futterkrippe, lediglich umgeben von Ochs und Esel. Erst im Mittelalter gesellte sich seine Mutter, Maria, hinzu. Papa Josef gar noch später. Und auch Schafe und ihre Hirten spielten erst später eine Rolle.

„So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war“, heißt es bei Lukas 2,4–7.

Doch bereits ab 500 n.Chr. gab es bildliche Darstellungen, auf denen drei Weise dem Gotteskind ihre Geschenke überbringen, wie Mosaiken in Sant’Apollinare Nuovo in Ravenna und in Santa Maria Maggiore in Rom belegen. Sie werden im Matthäus-Evangelium als „Sterndeuter“ oder „Magier“ bezeichnet, da sie vom Stern von Betlehem zu Jesus geführt worden seien. Ihre Namen Caspar, Balthasar und Melchior werden erstmals im 6. Jahrhundert erwähnt.

Letzterer wohl im Zuge der Black-Lives-Matter-Bewegung nicht mehr. Zumindest – vorerst – in Münster nicht mehr. Er fällt ebenso wie Straßennamen, Denkmäler oder Firmenlogos dem vermeintlichen Rassismus, den man allerorten wittert, zum Opfer. Davon betroffen ist auch der „Zwarte Piet“, der dunkelhäutige Helfer des niederländischen Nikolaus‘. Und so werden europäische Traditionen, die durchaus auch eine Hommage an Schwarze sind, vom linken Zeitgeist wie „Cancel Culture“ oder von zugereisten Minderheiten, die sich hierzulande diskriminiert und in der Opferrolle sehen, nach und nach ausgelöscht.