Autorius: SputnikNews Šaltinis: https://de.sputniknews.com/wis... 2020-01-16 02:15:51, skaitė 864, komentavo 0
Diese Fähigkeit ist teilweise angeboren und kommt bei Menschen einiger Psychotypen vor. Beim Kodieren von alkoholsüchtigen Menschen geht es im Grunde auch um eine Art Hypnose. Diese Methode ist effizient, weil der Anteil von ‚hochhypnablen‘ Menschen unter den Rauchern, Drogen- und Alkoholsüchtigen etwa 85 Prozent erreicht. Außerdem lässt sich diese Fähigkeit weiterentwickeln.
Wissenschaftler erforschen hypnotische Trance neben anderen veränderten Bewusstseinszuständen: Schlaf, Meditation, schamanische Flucht vor der Realität. Wenn man das Enzephalogramm eines hypnotisierten Menschen mit dem eines Menschen in der schnellen Schlafphase vergleicht, kann man feststellen, dass die beiden Enzephalogramme ähnlich sind. Aber im Unterschied zum schlafenden Menschen kann man mit dem hypnotisierten Menschen sprechen.
„Die Hypnose selbst heilt nichts. Aber in diesem Zustand nimmt der Patient den suggestiven Einfluss – also das Einreden – besser wahr. Deshalb heißt diese Methode offiziell ‚hypnosuggestive Therapie‘. Man kann nämlich einem Menschen einreden, dass er keine Schmerzen spüren wird. Aber der Patient muss das selbst akzeptieren – der Arzt gibt ihm nur die Möglichkeit, sich selbst zu sagen, dass es die Schmerzen nicht gibt“, so der Experte weiter.
Er selbst praktiziert die so genannte „Erickson-Hypnose“, die in den 1950er-Jahren in den USA entwickelt wurde. Jetzt ist das eine der modernen psychotherapeutischen Methoden. Sie ist milder als die klassische direktive Hypnose – auf das Einreden reagieren bis zu 90 Prozent der Patienten.
„Für die Kodierung gegen den Alkoholismus ist die klassische Hypnose effizient. Die Erickson-Methode setzt die Möglichkeiten des Menschen ein – sie hilft ihm, sich mit seinen Problemen selbst auseinanderzusetzen, sich manchmal an irgendwelche Dinge aus der Vergangenheit zu erinnern, sich von beunruhigenden Gedanken abzulenken. Das ist Teil der planmäßigen psychotherapeutischen Arbeit“, erläuterte Experte Olchowoi.
Dank der funktionalen Magnet-Resonanz-Tomographie konnten Forscher herausfinden, welche Gehirnzonen während der Hypnose aktiv bleiben. Wenn der Patient in diesen Zustand nicht vertieft wird (wenn er keine Aufgaben erfüllen muss), kommen die Gehirnrinde und der Thalamus zum Einsatz, die für die Imagination von Bewegungen, für Entspannung, für kognitiven Konflikt und für Schmerzen zuständig sind. Davon zeugen die Ergebnisse einer ganzen Reihe von Forschungen, die Experten von der kanadischen McGill University in ihrer Studie zusammengefasst haben.
Spezialisten betrachten Hypnose als eine der Methoden zur Schmerzbehandlung. Sie ist ziemlich billig, nimmt nicht viel Zeit in Anspruch und hat kaum negative Nebeneffekte. So findet ein Forscher vom Londoner Royal Hospital, dass auf Hypnotherapie (noch als „Imaginationsmedizin“ bekannt) auch Zahnärzte zurückgreifen könnten, um ihre Patienten von der Angst vor Zahnschmerzen zu befreien und den Gebrauch von Schmerzmitteln zu reduzieren.
Und Mitarbeiter des Krankenhauses bei der Universität zu Kopenhagen haben die Ergebnisse von zehn klinischen Studien analysiert und festgestellt, dass die Hypnose etwa 21 bis 86 Prozent der Patienten geholfen hatte, weniger Analgetika einzunehmen. Laut einigen Studien spürten Patienten weniger Schmerzen und Besorgnisse. In den meisten Fällen war dieser Effekt jedoch eher gering.
Italienische und britische Forscher haben diese Tendenzen durch das Gehirnscannen analysiert, indem sie 20 Freiwillige an einen Scanner anschlossen und baten, die linke Hand in einen Behälter mit eiskaltem Wasser zu stecken. Ein Teil der Probanden wurde in hypnotische Trance versetzt, und diese Personen spürten dann keine Schmerzen – anders als diejenigen, die keiner Hypnose ausgesetzt wurden. Dabei stellten die Forscher fest, dass die Schmerzzonen im Gehirn der Hypnotisierten quasi „ausgeschaltet“ blieben.
Es wurden auch Versuche unternommen, krebskranke Menschen mit Hypnose zu behandeln. Die Ergebnisse blieben allerdings kontrovers: In Frankreich wurden beispielsweise 150 Frauen mit Brustkrebs beobachtet, die zwischen 2014 und 2016 in einem minimalen Umfang operiert wurden. Einige der Patientinnen wurden vor der Narkose 15 Minuten lang hypnotisiert. Nach der Operation sollten sie alle ihre Schmerzen einstufen – und dabei wurden keine besonderen Unterschiede in der Wahrnehmung der Patientinnen aus beiden Kategorien festgestellt.
Die meisten Forscher dieser Methode verweisen aber generell auf den Mangel an wissenschaftlichen Angaben zum Hypnosemechanismus sowie an allgemein anerkannten Hypothesen, die seine Wirkung erklären.
Für die meisten Wissenschaftler bleibt das Thema Hypnotherapie tabu, und Schuld daran ist das von der Massenkultur geprägte Image der Hypnose. Angesichts dessen wollen junge Forscher sich nicht mit diesem Thema beschäftigen, und Sponsoren wollen entsprechende Studien nicht finanzieren.
„Es gibt sehr viele Mythen um das Thema Hypnose“, stellte Experte Olchowoi fest. „Dabei könnte im Grunde jeder diese Technik erlernen. Viele Schauspieler und Redner sind in der Lage, das Publikum in hypnotische Trance zu versetzen. Wenn das Publikum einem guten Redner zuhört, gerät es eben in Trance. Auch der Patient, der mit seinem Psychotherapeuten spricht, bleibt im Grunde in Trance. Aber für Betrüger ist es nützlich, die Meinung zu verbreiten, dass Hypnose mysteriös und wundersam ist. In Wahrheit aber geht es dabei um die eigene Arbeit des Menschen mit seinem eigenen Bewusstsein – um eine tiefe Entspannung. Da gibt es nichts Mysteriöses oder Wunderbares“, so der Experte.
Mit dem Thema Hypnotherapie beschäftigten sich traditionell Forscher in Frankreich und den USA. Diverse neue Methoden wurden auch in Australien entwickelt, aber inzwischen sind diese Forschungen nicht mehr so populär, wie auch die Psychotherapie im Allgemeinen, findet Olchowoi. Diese Bereiche haben quasi den Kampf gegen die Psychopharmakotherapie verloren, in die wirklich große Gelder gesteckt werden. Arzneimittel können schneller den Heileffekt haben, oft ist das auch billiger, und schließlich muss man sich nicht innerlich anstrengen. „Menschen erwarten ja, dass ihr Psychotherapeut mit dem Finger schnippt – und ihre Probleme lösen sich von selbst auf. Aber das ist nicht so: In der Psychotherapie gibt es keine Wunder – das ist eine große, langfristige und sehr gründliche Arbeit“, betonte der Spezialist.