Corona-Krise: Warum will das Robert-Koch-Institut nicht von den Toten lernen?

Autorius: Von Tilo Gräser Šaltinis: https://de.sputniknews.com/pol... 2020-04-08 07:45:00, skaitė 1163, komentavo 0

Corona-Krise: Warum will das Robert-Koch-Institut nicht von den Toten lernen?

Geben die täglich gemeldeten Zahlen der sogenannten Corona-Toten die Gefahr wieder, die vom Virus Sars-Cov 2 ausgeht? Bleibt der Politik nichts Anderes übrig, als mit massiven Einschränkungen die Bevölkerung zu schützen? Kritiker bezweifeln die Verhältnismäßigkeit – und bekommen Recht von einem Hamburger Rechtsmediziner.

Die Zahlen der mutmaßlich im Zusammenhang mit dem neuen Coronavirus Sars-Cov 2 und der durch ihn laut Weltgesundheitsorganisation WHO ausgelösten Krankheit Covid-19 steigen den Berichten nach in allen Ländern. Für die Bundesrepublik meldete das tonangebende Robert-Koch-Institut am Montag 1.434 Todesfälle „in Zusammenhang mit COVID-19-Erkrankungen“, 92 mehr als am Vortag. Doch es mehren sich Zweifel an den Angaben zu den durch Sars-Cov 2 mutmaßlich Infizierten, daran Erkrankten und Verstorbenen.

Dafür sorgt das RKI, das dem Bundesgesundheitsministerium unter Jens Spahn (CDU) untersteht und von dem Tiermediziner Lothar Wieler geleitet wird, selbst. In seinen Hinweisen an die Mediziner zum Umgang mit Toten, die mutmaßlich wegen Covid-19 gestorben sind, heißt es unter anderem: „Eine innere Leichenschau, Autopsien oder andere aerosolproduzierenden Maßnahmen sollten vermieden werden. Sind diese notwendig, sollten diese auf ein Minimum beschränkt bleiben.“ Das wird mit Hygiene und dem Infektionsrisiko begründet.

Warum will das RKI nicht mehr wissen?

Doch nur Obduktionen der angeblich wegen Covid-19 Gestorbenen können Auskunft über die tatsächliche Todesursache geben. Stattdessen erklärte RKI-Chef Wieler bei der täglichen Corona-Pressekonferenz am 20. März auf Nachfrage, dass positiv getestete Verstorbene unabhängig von der wirklichen Todesursache als „Corona-Todesfälle“ gezählt werden: „Bei uns gilt als Corona-Todesfall jemand, bei dem eine Coronavirus-Infektion nachgewiesen wurde“. Das RKI spricht in seinen täglichen Berichten entsprechend immer von „Todesfälle in Zusammenhang mit Covid-19-Erkrankungen“ Die tatsächliche Todesursache wird aber nicht angegeben und eben nicht regulär untersucht.

Das sieht der Hamburger Rechtsmediziner Klaus Püschel deutlich anders. Er untersucht Zeitungsberichten zufolge mit seinen Mitarbeitern die sogenannten Corona-Toten in der Hafenstadt an der Elbe. Laut eines Berichts der Zeitung „Hamburger Morgenpost“ („Mopo“) vom Montag sagte er:

„Wir wollen von den Toten lernen für die Lebenden. Wir versuchen zu verstehen, woran die sogenannten Corona-Toten tatsächlich gestorben sind, um daraus Erkenntnisse zu ziehen für die klinische Behandlung der daran erkrankten Menschen. Wir schauen uns genau an: Wie hat das Virus das Herz, die Lunge, die anderen inneren Organe befallen?“

In einem am Donnerstag online veröffentlichten Beitrag des „Hamburger Abendblattes“ beschrieb Püschel, wie er und seine Mitarbeiter vorgehen: „Wir schützen uns bei der Untersuchung des Leichnams wie bei anderen Infektionskrankheiten auch. Wir tragen Schutzkleidung, Plastikschürzen, Stiefel, Mundschutz, Schutzbrillen und eine Abdeckung der Kopfbehaarung. Die Situation ist im Prinzip mit einer Intensivstation zu vergleichen.“

Den Zeitungsberichten nach hat der Rechtsmediziner herausgefunden, dass bisher in Hamburg kein einziger nicht vorerkrankter Mensch an dem Virus verstorben ist. „Alle, die wir bisher untersucht haben, hatten Krebs, eine chronische Lungenerkrankung, waren starke Raucher oder schwer fettleibig, litten an Diabetes oder hatten eine Herz-Kreislauf-Erkrankung“, wird Püschel von der „Mopo“ zitiert.

Das Corona-Virus als „letzter Tropfen“?

Nach seinen Worten ist das Virus nur der sprichwörtliche „letzte Tropfen“, der das Fass zum Überlaufen brachte. „Wir hatten – das weiß noch keiner – gerade auch die erste 100-Jährige, die an Covid-19 verstorben ist.“ Auf die Frage der Zeitung, ob es sich auch da um den „letzten Tropfen“ gehandelt habe, antwortete Püschel: „Der allerletzte.“

Ähnliches hatte der Virologe Christian Streeck einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) bereits Mitte März gesagt. Der Direktor des Institutes für Virologie an der Universitätsklinik Bonn ist Nachfolger von Christian Drosten, der im Herbst 2019 an die Berliner Charité wechselte und die Bundesregierung berät. Streeck untersucht, warum der Landkreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen (NRW) besonders von der Ausbreitung des Virus Sars-Cov-2 betroffen ist.

Gegenüber der FAZ hatte er erklärt, dass die Todeszahlen im Zusammenhang mit dem Virus auch in Deutschland steigen werden, „aber nicht um solch apokalyptisch hohen Zahlen, wie sie zum Teil in Umlauf sind“. Bei den Sars-CoV-2-Toten in Deutschland handele es sich vor allem um alte Menschen. „In Heinsberg etwa ist ein 78 Jahre alter Mann mit Vorerkrankungen an Herzversagen gestorben, und das ohne eine Lungenbeteiligung durch Sars-2. Da er infiziert war, taucht er natürlich in der Covid-19-Statistik auf.“

Sterbezahlen im normalen Bereich?

Streeck sagte gegenüber der FAZ ebenso: „Die Frage ist aber, ob er nicht sowieso gestorben wäre, auch ohne Sars-2.“ In Deutschland würden jeden Tag etwa 2.500 Menschen sterben. „Natürlich werden noch Menschen sterben“, so der Virologe, „aber ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und sage: Es könnte durchaus sein, dass wir im Jahr 2020 zusammengerechnet nicht mehr Todesfälle haben werden als in jedem anderen Jahr.“

Rechtsmediziner Püschel sagte gegenüber der „Mopo“ ebenfalls, „dass sich die Corona-Sterblichkeit nicht mal als Peak in der Jahressterblichkeit bemerkbar machen wird“. Die medial und politisch betonten „eher wenigen negativen Abläufe“ würden Ängste schüren, „die sehr belasten“. Dabei gebe es in der Region Hamburg keinen Grund für Todesangst im Zusammenhang mit der Ausbreitung der Krankheit.

„Covid-19 ist nur im Ausnahmefall eine tödliche Krankheit, in den meisten Fällen jedoch eine überwiegend harmlos verlaufende Virusinfektion.“ Damit bestätigt er Aussagen des Lungenarztes Wolfgang Wodarg, der dafür heftig angegriffen wurde und wird.

Widerlegt RKI verbreitetes Allgemeinwissen?

Püschel erklärte gegenüber der „Mopo“ zu den politischen Entscheidungen, dass er als Arzt anders entschieden hätte. Am Donnerstag hatte er gegenüber der Zeitung „Hamburger Abendblatt“ gesagt, „dass man die Situation in jedem Einzelfall sehr sorgfältig untersuchen sollte, bevor in Zusammenhang mit dem Tod über eine spezielle Gefahr durch das Coronavirus diskutiert wird.“

Nur so könnten Erkenntnisse gewonnen werden, wie die Covid-19-Krankheit verläuft, zitiert das Blatt den Rechtsmediziner.

„Ohne eine pathologische beziehungsweise rechtsmedizinische Untersuchung eines Leichnams ist nicht zu unterscheiden, ob ein Todesfall in Folge einer Coronainfektion vorliegt oder ob es sich um eine mit einer Coronainfektion zufällig assoziierte andere Todesursache handelt.“

Auch bei Covid-19 gelte „weit verbreitetes Allgemeinwissen“, wonach speziell alte Menschen und Leute mit schweren Vorerkrankungen tödlichen Abläufen zum Opfer fallen. „In nicht wenigen Fällen“ hätte er mit seinen Mitarbeitern festgestellt, dass die die aktuelle Coronainfektion überhaupt nichts mit dem tödlichen Ausgang zu tun hat, weil andere Todesursachen wie eine Hirnblutung oder ein Herzinfarkt vorgelegen hätten.

Wie gefährlich ist das neue Virus?

Wie gegenüber der „Mopo“ erklärte der Rechtsmediziner dem „Hamburger Abendblatt“, Corona sei an sich eine nicht besonders gefährliche Viruserkrankung. Ähnlich wie Lungenarzt Wodarg sagte Püschel, „dass sich immer wieder Grippeepidemien ereignet haben, die zu mehr Todesfällen geführt haben als Corona. Das Besondere ist eben, dass es gegen das Coronavirus bisher keine Immunantwort gibt, sodass das Virus sich schrankenlos ausbreiten kann, wenn nicht Quarantänemaßnahmen durchgeführt werden.“

Die bisherigen Erfahrungen in der Hansestadt an der Elbe zeigen laut dem Rechtsmediziner, dass keine speziellen Gefahrenmomente in Folge des Virus Sars-Cov 2 erkennbar seien. „Aus meiner Sicht kann man ruhig schlafen“, sagte er der Zeitung und betonte, er sei persönlich sei „überhaupt nicht verunsichert“. Es gebe viele andere Viruserkrankungen und andere Erkrankungen allgemein, die „viel gefährlicher“ als das Coronavirus seien.

Das Berliner RKI hatte selbst in einem von den Medien weitgehend unbeachtet geblieben Bericht von einem „abrupten Rückgang der Raten an Atemwegserkrankungen in der deutschen Bevölkerung“ berichtet. Covid-19 wird laut RKI zu den „Akute respiratorische Erkrankungen“ (ARE) gezählt. Im „Epidemiologischen Bulletin“ 16/2020 des RKI, das am 3. April online veröffentlicht wurde, heißt es, dass der Rückgang bereits seit Anfang März beobachtet wird.

„Insbesondere bei den Erwachsenen ist ein so deutli­cher Abfall der ARE-Raten über mehrere Wochen ex­trem ungewöhnlich und konnte in keiner der drei Vorsaisons verzeichnet werden.“

Die Statistikgrafiken in dem Bulletin ermöglichen einen Vergleich zu den Daten der Grippesaisons 2017/18 und 2018/19. Dabei zeigt sich, dass der Anstieg dieser Erkrankungen trotz der Ausbreitung des neuen Coronavirus in diesem Jahr sich im Rahmen der Vorjahre hielt. Er liegt auch deutlich unter den Daten aus der Saison 2017/18. Die damals „tödlichste Grippewelle seit 30 Jahren“ hatte laut „Ärzteblatt“ rund 25.100 Menschen in Deutschland das Leben gekostet. Das Fachblatt berief sich dabei auf das RKI.

Sind die politischen Maßnahmen unangemessen?

Laut Statistischem Bundesamt waren 2017 etwa 19.100 Menschen an Lungenentzündung in Folge verschiedener Erreger und etwa 32.100 Menschen an chronischen Lungenkrankheiten gestorben. Die amtlichen Statistiker schreiben: „Die Todesursachenstatistik ist die elementare Grundlage zur Ermittlung wichtiger Gesundheitsindikatoren wie Sterbeziffern, verlorene Lebensjahre und vermeidbare Sterbefälle.“

Diesem Anspruch folgt der Rechtsmediziner Püschel. Gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“ erklärte er, aus rechtsmedizinischer Sicht könne er „nur bestätigen, was Virologen, Kliniker und Pneumologen immer wieder erklärt haben: Es besteht keine Gefahr für die allgemeine Bevölkerung. Schwerwiegende Verläufe betreffen die wiederholt genannten Risikogruppen.“ Gegenüber beiden Hamburger Blättern verwies er darauf, dass das deutsche Gesundheitssystem die gegenwärtige Pandemie gut bewältigen könne.

Laut „Hamburger Morgenpost“ sagte Püschel:

„Dieses Virus beeinflusst in einer völlig überzogenen Weise unser Leben. Das steht in keinem Verhältnis zu der Gefahr, die vom Virus ausgeht. Und der astronomische wirtschaftliche Schaden, der jetzt entsteht, ist der Gefahr, die von dem Virus ausgeht, nicht angemessen.“