Autorius: Kristin von Appen Šaltinis: https://www.compact-online.de/... 2020-09-08 18:07:00, skaitė 1238, komentavo 0
Bereits im Juli hatte CDU-Kanzleramtschef Helge Braun für einen Staatsakt für die deutschen Corona-Toten nach dem Vorbild Spaniens plädiert. Der europäische Nachbar hatte am 17. Juli in einem Staatsakt seiner rund 28.000 Corona-Toten unter Teilnahme von König Felipe VI. und seiner Familie sowie EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und der gesamten Spitze der Europäischen Union gedacht.
Spahn kann eine solche Trauerfeier „grundsätzlich nur richtig finden“, dass „wir miteinander als Nation, als Gesellschaft“ das Gedenken an die Corona-Opfer begehen, wie er vorgestern gegenüber BILD sagte. Darüber hinaus solle dieser Staatsakt seiner Ansicht nach jenen gewidmet werden, für welche die Corona-Krise „hart war im Alltag“. Wichtig sei es zu zeigen, „dass wir wahrnehmen, welche Härten, welches Leid es gegeben hat und zum Teil bis heute noch gibt“, so der Gesundheitsminister angesichts der bislang 9.329 Toten (Stand heute morgen 6:10 Uhr).
Auch der Hamburger Sozial- und Kulturhistoriker Norbert Fischer, dessen Forschungsschwerpunkt in der Trauer- und Gedächtniskultur liegt, wirbt angesichts der Dimension von Corona für „eine kollektive Reaktion“. Die „Pandemie“ sei ein „Schockerlebnis“ für die gesamte Gesellschaft gewesen, daher müsse es nun eine „gesamtgesellschaftliche Anteilnahme“ geben. Diese zu organisieren, sei ebenso „Aufgabe des Staates wie die Anordnung von Hygienemaßnahmen“. Und kritisiert, dass bislang die „emotionale Ebene der Pandemie weitgehend ausgeblendet worden“ sei. Gleichwohl müsse es nicht die „protokollarische Form des Staatsaktes“ sein.
Kritik daran kommt – zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt – von Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz: Da sich Deutschland noch inmitten der Krise befinde, sei es „zu früh, jetzt über eine Gedenkstunde für die Opfer der Corona-Pandemie zu sprechen“. Zunächst sollten „die Herausforderungen“ durch Covid-19 bewältigt – und erst dann über einen Staatsakt nachgedacht werden, „wenn die Menschen hierzulande durch einen Impfstoff ausreichend geschützt sind“, wie er gegenüber der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Zudem sollten „nicht nur Opfer und Angehörige“ in den Blick genommen werden, „sondern auch diejenigen, die Tag für Tag geholfen haben, anderen in der Not beizustehen“. Das sieht der CDU-Gesundheitspolitiker Michael Hennrich ähnlich: „Ich würde eine öffentliche Würdigung bestimmter Berufsgruppen wie Pfleger und Ärzte besser finden als einen Trauerakt für die Toten.“ Nicht ausgeschlossen, dass sich das nach wie vor überlastete Personal insbesondere in Alten- und Pflegeheimen über die Einlösung des vollmundigen, bislang aber gebrochenen Versprechens einer Bonuszahlung und/oder höheren Gehaltes mehr freut als über salbungsvolle Worte und Betroffenheitsgrünzeug…