Autorius: RT Šaltinis: https://deutsch.rt.com/interna... 2020-11-13 15:44:00, skaitė 1276, komentavo 0
BioNTech-Gründer Uğur Şahin wird nun als "Vater des deutschen Impfstoff-Wunders" gefeiert.
Es ist erst zwei Jahre her, da machte der Gründer des Biotechnologie-Unternehmens BioNTech und "Vater des deutschen Impfstoff-Wunders" in Berlin eine bemerkenswerte Vorhersage. Sein Unternehmen werde in der Lage sein, die hauseigene RNA-Technologie zu nutzen, um im Falle einer globalen Pandemie zügig einen Impfstoff zu entwickeln.
BioNTech, das vom 55-jährigen Uğur Şahin zusammen mit seiner Frau, der 53-jährigen Krebsforscherin Dr. Özlem Türeci gegründete Unternehmen, war bis dato hauptsächlich auf Krebsbehandlungen ausgerichtet. Es brachte nie ein Produkt auf den Markt. COVID-19 existierte noch nicht.
Dennoch konnte man bereits auf eine beeindruckende Liste prominenter Investoren vertrauen – darunter Pharmakonzerne wie Roche und Pfizer. Ein weiterer Gönner gesellte sich ebenfalls hinzu: der weltweit als "Philanthrop" gefeierte Microsoft-Gründer Bill Gates. Mit seiner Bill & Melinda Gates Foundation investierte er etwa 50 Millionen Euro in das vielversprechende Mainzer Unternehmen, mit seinem maßgeschneiderten Know-How für Impfstoffentwicklungen gegen Krebs und weitere Menschheitsplagen wie Tuberkulose.
Am Montag dann der Paukenschlag: BioNTech und Pfizer verkünden, dass der von Şahin und seinem Team entwickelte Corona-Impfstoff BNT162b2 einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor COVID-19 biete. Gemeinsam mit Pfizer werde man in der kommenden Woche die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragen. Ende Juli hatte man zuvor die für die Zulassung entscheidende Phase-III-Studie begonnen.
Die erstaunlichen Ergebnisse katapultierten BioNTech und Pfizer an die Spitze des Rennens um den heißbegehrten Corona-Impfstoff.
Es könnte der Beginn des Endes der COVID-Ära sein", erklärte Şahin am Dienstag in einem Interview.
Und der Beginn der BioNTech-Ära, ließe sich ergänzen, denn auch das Unternehmen selbst profitiert immens. Im September 2019 ging man in den USA an die Börse. Die Aktien wurden für 15 US-Dollar ausgegeben. Nun steht der Kurs bereits bei mehr als 90 US-Dollar.
Der Impfstoff-Durchbruch katapultierte den Sohn türkischer Einwanderer laut der Welt am Sonntag auf die Liste der 100 reichsten Deutschen. Bezieht man Türeci mit ein, rutschte das Ehepaar nun mit einem Vermögen von 2,4 Milliarden Euro auf Platz 93.
Am Dienstag sprang der Marktwert des am Nasdaq notierten Unternehmens auf 25,72 Milliarden Dollar – ein gewaltiger Sprung von 4,6 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr. Nomen est omen. "An der Goldgrube 12" lautet die Firmenadresse des nun gefeierten Biotechunternehmens.
Erst im Januar begann man bei BioNTech mit der Arbeit am Impfstoff, nachdem Şahin einen Artikel in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet gelesen hatte. Dieser habe ihn davon überzeugt, dass sich die Ausbreitung des Coronavirus zu einer globalen Pandemie entwickeln werde. "Projekt Lichtgeschwindigkeit" wurde die eilige Entwicklungsphase getauft.
500 Mitarbeiter wurden für die Arbeit an dem Projekt mit mehreren potenziellen mRNA-Verbindungen abbestellt, im März folgte schließlich die Entwicklungspartnerschaft mit Pfizer.
Es gibt nicht allzu viele Unternehmen auf der Welt, die die Kapazität und die Kompetenz besitzen, dies so schnell zu tun, wie wir es tun können. Es fühlte sich also nicht wie eine Chance an, sondern wie eine Verpflichtung, es zu tun, denn ich erkannte, dass wir zu den ersten gehören könnten, die einen Impfstoff entwickeln", erklärte Şahin im vergangenen Monat.
Der "bescheidene Visionär" Şahin wurde in Iskenderun geboren, einer Stadt an der türkischen Mittelmeerküste. Als er vier Jahre alt war, zog er nach Köln, wo sein Vater in einer örtlichen Ford-Fabrik arbeitete. Seine in Deutschland geborene Frau Türeci ist Tochter eines türkischen Arztes, der aus Istanbul nach Deutschland auswanderte. Şahin und Türeci lernten sich während ihres Studiums kennen.
Im Jahr 2001 gründeten beide schließlich die Firma Ganymed Pharmaceuticals, die Medikamente zur Krebsbehandlung mit monoklonalen Antikörpern entwickelte.
Seine Biografie verbindet den BioNTech-Vorstandsvorsitzenden Şahin mit Pfizer-Chef Albert Bourla. Dieser ist Grieche und ebenfalls Immigrant. Schnell entwickelte sich eine Freundschaft zwischen beiden.
Es war von Anfang an sehr persönlich", zitiert die New York Times Sahin.
Bourla wiederum beschrieb den gemeinsam erzielten Erfolg in Sachen Impfstoff gegenüber dem US-Nachrichtenkanal CNN als "den größten medizinischen Fortschritt" der letzten 100 Jahre.
Und während Rundfunk und Fernsehen BioNTech nun landauf, landab für die Entwicklung eines nach eigenen Angaben 90-prozentigen Schutz bietenden Corona-Impfstoffs feiert, bleiben etliche Fragen offen.
Denn bislang liegt nur die Pressemitteilung der beteiligten Pharmakonzerne vor. Weder die Öffentlichkeit noch andere Wissenschaftler haben Einblick in die Daten der Studie. Was beim russischen Impfstoffprojekt von unseren Medien scharf kritisiert wurde, wird bei beim deutsch-amerikanischen Impfstoffprojekt lieber erst gar nicht hinterfragt. Das ist fahrlässig, denn ohne diese Daten ist eine Bewertung schwer möglich", geben etwa die NachDenkSeiten zu bedenken.
Geradezu bezeichnend sei es etwa, "dass in den ganzen Jubelmeldungen die Frage der möglichen Nebenwirkungen und Langzeitfolgen vollkommen unterschlagen wird", heißt es weiter.
Wir wissen nichts über Gruppen, die sie nicht untersucht haben, wie Kinder, schwangere Frauen, stark immungeschwächte Menschen und die Ältesten der älteren Menschen", gibt Dr. Gregory Poland, Direktor der Impfstoff-Forschungsgruppe der Mayo-Klinik in Rochester, Minnesota zu bedenken.
Und es bleibe unklar, ob bereits an COVID-19 erkrankte Personen durch den Impfstoff vor einer Reinfektion geschützt werden.
Darüber hinaus verwendet der Impfstoff von Pfizer die Technologie der Messenger-RNA, oder mRNA. Sie wurde bisher noch nie für die Impfung von Menschen zugelassen.
Das Spannende ist, dass diese Art von Impfstoffen ziemlich schnell hergestellt werden kann. Zu bedenken gilt es, dass dies der erste mRNA-Impfstoff wäre, der beim Menschen eingesetzt werden könnte, daher ist es wichtig, die Sicherheitsdaten sorgfältig zu prüfen", so Dr. Richard Besser, Präsident der Robert Wood Johnson Foundation und ehemaliger stellvertretender Direktor der Centers for Disease Control and Prevention (CDC).