Autorius: SputnikNews Šaltinis: https://de.sputniknews.com/wir... 2020-02-09 17:33:34, skaitė 949, komentavo 0
- Das Weingut Domaine Burnier ist seit fast 20 Jahren erfolgreich in Russland tätig. Würden Sie sagen, dass Russland Glück mit Domaine Burnier hat oder umgekehrt?
Russland hatte zunächst einmal Glück mit Renaud. Er beschloss, hier von Null an eine Weinkellerei europäischen Typs zu gründen, um erstklassige Weine zu produzieren - in einer Zeit, in der es niemand für möglich gehalten hätte, in Russland hochwertige Weine auf internationalem Niveau herzustellen. Renaud hat das widergelegt und sich trotz großer Schwierigkeiten nicht von seiner Idee abbringen lassen. Viele Freunde und Bekannte sagten uns, sie hätten all diese Probleme nicht durchgestanden und längst Russland den Rücken gekehrt.
Ein anderer großer Verdienst Renauds ist die Tatsache, dass er die autochthone Rebsorte Krasnostop für Russland wiederentdeckt hat. 2005 war er der erste in der Geschichte der „neuen Welle der russischen Weinherstellung“, der zu 100 Prozent mit dieser Sorte Wein produzierte und den Rebensaft zu Verkostungen in die Schweiz mitnahm. Die Experten waren überrascht und gaben diesem Wein sehr gute Noten. Damals glaubte niemand in Russland an diese Sorte und konnte nicht mit ihr arbeiten, aber heute ist der Krasnostop-Wein das Markenzeichen der neuen russischen Weinproduktion.
- Wie kommt Ihr Wein in Russland an? Gibt es Ihrer Meinung nach heute in Russland eine Kultur des Weintrinkens?
Unser Wein ist nicht weithin bekannt. In letzter Zeit sprechen uns aber immer mehr Menschen auf Veranstaltungen an und bedanken sich für unseren Wein. Diese Danksagungen sind emotional sehr stark und geben viel Kraft, um weiter zu arbeiten. Für uns ist es wichtig, dass die Russen in erster Linie etwas über russische Weine lernen und an sie glauben. In Russland hat man vor nicht allzu langer Zeit begonnen, Wein zu trinken, und oft sind es billige Weine aus der Neuen Welt. Wir produzieren ausschließlich Terroirwein* – also Wein, bei dem das Zentralste die Qualität der Trauben ist. Dieser Wein spiegelt das Terroir** wider, in dem die Trauben gewachsen sind. Es gibt einen großen Unterschied zum Industriewein, der einen Standardgeschmack aufweist und nach Rezepten hergestellt wird, die der Mode entsprechen. Im Allgemeinen haben die meisten Menschen in Russland noch keine ausreichenden Kenntnisse über Wein gesammelt und kein ausreichendes Weinverständnis. Aber es besteht Interesse und das ist das Wichtigste.
- Werden die Produkte von Domaine Burnier nur in Russland verkauft oder auch exportiert? Wie kommen russische Weine im Ausland an?
2005 haben wir zum ersten Mal in Russland Wein produziert und ihn fast vollständig in die Schweiz exportiert. Zu dieser Zeit war es einfacher, den Wein in die Schweiz zu exportieren als ihn in Russland zu verkaufen. Heute vertreiben wir den Wein hauptsächlich in Russland und exportieren zwischen zehn und 20 Prozent. Hauptexportland ist die Schweiz. Die Schweizer lieben den Wein, sie kennen ihn gut. Sie vertrauen unseren Weinen, weil sie wissen, dass ein Schweizer Winzer sie hergestellt hat. Renaud hat viele langjährige Kunden in der Schweiz, die seinen klassischen Weinstil schätzen. Vor kurzem hatten wir Weinverkostungen auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Wir sind der Frage nachgegangen, warum unsere Weine im Ausland besser verstanden werden, als in Russland, und kamen zu dem Schluss, dass Menschen, die lange Zeit gute und teure Weine trinken, besser entwickelte Geschmacksnerven besitzen. Terroir-Weine sind im Ausland sehr begehrt und gesucht. Der natürliche Terroir-Geschmack ist in unseren Weinen sofort spürbar, und das ist der entscheidende Faktor. Das unbekannte Terroir des kaukasischen Vorgebirges ist für Weinliebhaber von großem Interesse.
- Was sind heute die größten Herausforderungen für Domaine Burnier? In welche Richtungen wird gearbeitet, um sie zu überwinden?
Heute besteht die Hauptaufgabe des Weinhauses Domaine Burnier darin, unseren Wein auf den internationalen Markt zu bringen, um es auf die Weinlisten von Restaurants in verschiedenen Ländern zu schaffen. Dies bedeutet eine Menge Arbeit und Investitionen. Aber wir scheuen keine Mühen, um dies zu verwirklichen, denn unser Ziel war es von Anfang an, russischen Wein für den internationalen Markt zu produzieren. Das Problem, auf das wir bei diesem Vorhaben stoßen, ist der Mangel an ausgebildetem Personal in Russland, das in der Lage wäre, auf globaler statt auf lokaler Ebene zu denken und sich dabei mit Terroir-Wein auskennt oder sich dafür interessiert.
- Inwieweit hängt die Rentabilität von Domaine Burnier von der wirtschaftlichen Situation in Russland ab? Gab es schwere Zeiten?
Wie bei jedem Produktionsunternehmen sind unsere Aktivitäten direkt von der wirtschaftlichen Situation in Russland abhängig. Wir sind nicht an industrieller Produktion interessiert. Wir stellen Terroir-Weine auf klassische Weise her, indem wir alle Arbeiten am Weinberg persönlich verfolgen und die Trauben von Hand pflücken – für uns ist das eine Frage der Philosophie. Unser Wein kann also einfach nicht billig sein. Kürzere Budgets spüren wir sowohl bei Privat- als auch bei Firmenkunden, vor allem in den Restaurants. Die Menschen besuchen viel seltener Restaurants und geben viel weniger aus. Deshalb hat die Aggressivität auf dem Markt der Weinhandelsunternehmen, die importierte Weine verkaufen, enorm zugenommen. Für uns als kleines Unternehmen ist es sehr schwierig, mit ihnen zu konkurrieren. Aber mehr noch als die wirtschaftliche Situation sind wir von der Einstellung gegenüber Russland in der Welt abhängig. Im Olympiajahr 2014 zum Beispiel war die Sympathie für Russland in verschiedenen Ländern groß und es war viel einfacher, russischen Wein im Ausland zu verkaufen. In den letzten Jahren ist die Atmosphäre weniger freundlich geworden. Glücklicherweise sind unsere Kunden Weinliebhaber, gebildete und intelligente Menschen, die verstehen, dass „Wein außerhalb der Politik steht“ und dass administrative Grenzen in diesem Zusammenhang überhaupt nicht wichtig sind. Für Wein ist die geografische Lage der Weinberge am wichtigsten. Dabei spielt er eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der zwischenmenschlichen Kommunikation.
- Worin besteht Ihrer Meinung nach das „Erfolgsrezept“ für Geschäfte in Russland? Ist es schwierig, sich an den russischen Markt anzupassen?
Eine klare Vision davon, was Sie schaffen wollen. Beharrlichkeit und, noch einmal, Beharrlichkeit. Wenn man genau weiß, was man will und wie man es erreichen kann, beginnt man die Realität anders zu sehen. Man muss sich nicht anpassen. Man muss einfach handeln. Und immer seine eigene gerade Linie verfolgen.
- Fallen Ihnen Unterschiede zwischen der schweizerischen und der russischen Mentalität auf? Spiegeln sie sich im Geschäftsfeld wider?
Natürlich haben die Schweizer und die Russen eine sehr unterschiedliche Mentalität. Die Schweizer besitzen wirklich eine unglaubliche Liebe zum Detail, Beharrlichkeit und Bescheidenheit. Zudem kommt Sauberkeit und Hygiene große Aufmerksamkeit zu. Alles geschieht in kleinen Schritten, aber gut durchdacht und mit Blick auf die Zukunft. Die russische Mentalität ist es, schnell und viel auf einmal zu tun. Gleichzeitig haben die Russen eine große Herzlichkeit und starke Geisteskraft. Das Vorhandensein und die Synergie solch unterschiedlicher Mentalitäten haben sicherlich eine wichtige Rolle in unserem Projekt gespielt.
Terroirwein* – ein Wein, der die Besonderheiten des Terroirs widerspiegelt und deshalb einen speziellen und unverwechselbaren Charakter hat.
Terroir** – die Gesamtheit der natürlichen Faktoren (Rebe, Boden, Klima u. a.) und kultureller Einflüsse, die einem Wein seinen Charakter verleihen.