Autorius: Karel Meissner Šaltinis: https://www.compact-online.de/... 2020-07-09 13:51:00, skaitė 772, komentavo 0
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Michel Onfray steht in Frankreich für eine Mischung aus Peter Slotderdijk und Richard David Precht: ein Populärphilosoph mit hoher Medienpräsenz. Von ihm stammt beispielsweise das Szenario zu einem Nietzsche-Comic, außerdem verfasste er Streitschriften gegen die Psychoanalyse und für einen Neuen Atheismus. Vor zwei Jahren erschien „Niedergang: Aufstieg und Fall der abendländischen Kultur – von Jesus bis Bin Laden“, ein historischer Aufriss, laut dem das Abendland sein jüdisch-christliches Erbe, den Respekt vor dem Individuum, verspiele, und sich in einer posthumanen KI-Dystopie zu verlieren drohe.
Jetzt sorgt Onfray mit einem neuen Zeitschriften-Projekt für Aufsehen: „Front opulaire“ (Volksfront), in dem sowohl linke wie rechte Souveränisten zu Wort kommen. Ein Querfront-Magazin, worauf Onfray deutlich stolz ist. Die Stoßrichtung geht gegen den EU-Globalismus: „Der Frexit macht uns keine Angst“, versichert Onfray, denn die Unterwerfung Frankreichs unter Brüssel bedeute das Ende der Grande Nation. Frankreich hätte vor fünfzehn Jahren bei der Abstimmung über die europäische Verfassung nein gesagt, aber die Europa-Politik habe sich nicht bewegt. Vielmehr sei ein Graben zwischen Volk und Eliten entstanden.
Schnittstelle zwischen linken und rechten Autoren ist die Ablehnung des Neoliberalismus. Stattdessen fordern sie die Unterordnung des Marktes unter einen lenkenden Staat, was auch Protektionismus beinhaltet. Als Aufmacher der „Front populaire“-Website finden sich derzeit Artikel über Protektionismus, über den Rekonstruktionsstreit der Notre-Dame-Kathedrale sowie über die Tatsache, dass es ohne Solidarität keine Souveränität gibt.
Die Reaktionen kamen wie erwartet: Während Alain de Benoist die „Front populaire“ feiert, versucht ein Mainstreamblatt wie Le Monde den Herausgeber Onfray als „Guru der Rechtsextremisten“ zu denunzieren. Auch hierzulande polemisieren Medien wie der Deutschlandfunk gegen das seit Juni erscheinende Blatt. Deren Autoren-Team lasse sich so zusammenfassen: „Eine Putin-Freundin, ein Linksnationalist, ein Rechtsnationalist“, behauptet Jürgen Ritte im Interview. Das Magazin führe einen „Wutbürger-Diskurs“. Das übliche Schubladendenken halt.