Autorius: Werner Meidinger Šaltinis: https://www.anonymousnews.ru/2... 2020-08-29 12:41:00, skaitė 2921, komentavo 0
Mikrochips werden beispielsweise in die Hand implantiert.
von Werner Meidinger
Könnten Sie sich vorstellen, ohne ein Ticket zu lösen in den Zug zu steigen und stattdessen nach dem Einstieg lediglich kurz die Hand zu heben? Oder: Sie verlassen am Morgen Ihr Haus ohne Schlüssel, und wenn Sie abends zurückkehren, öffnet sich die Haustür nach einem kurzen Wink mit der Hand? Oder: Sie kaufen im Supermarkt ein und gehen ohne zu bezahlen durch die Kasse, trotzdem wird die Rechnung für die Waren im Einkaufswagen automatisch von Ihrem Konto abgebucht?
Das alles ist keine Zukunftsmusik. Möglich macht es ein kleiner Chip, der Ihnen zwischen Daumen und Zeigefinger unter die Haut implantiert wurde. Ein Chip, der Ihnen im täglichen Leben eine wertvolle Hilfe sein kann. Ein Chip, der aber auch schon heute in beschränktem Maße dazu beiträgt, Sie gläsern werden zu lassen – und in vielleicht nicht allzu ferner Zukunft Ihr privates Leben sogar schonungslos offenlegen kann.
In rund 20 Ländern der Welt gibt es bereits gechippte Menschen, allen voran Schweden und die USA, aber auch Deutschland hat sich dieser Möglichkeit nicht verschlossen. Etliche Firmen weltweit liefern sich ein Wettrennen bei der Entwicklung solcher implantierbarer Chips. Das Ganze läuft unter dem Oberbegriff »Bio-Hacking«. Künftige Verwendungsmöglichkeiten sollen sein, der Einsatz:
Die für das »Bio-Hacking« verwendeten Chips ähneln in der Größe einem gut ausgewachsenen Reiskorn – etwa 1 bis 1,5 Zentimeter lang und wenige Millimeter dick. Das Ganze ist in einer Kapsel aus bio-verträglichem Glas, das so beschaffen ist, dass das die Kapsel umgebende Gewebe daran nicht festwachsen kann. In der Kapsel befindet sich die eigentliche Technik.
Zur Kommunikation mit entsprechenden Lesegeräten, die außen im Abstand von nur wenigen Millimetern an der Haut über die Kapsel gehalten werden müssen, werden Mikrochips verwendet, welche die sogenannte Nahfeldkommunikation (NFC) verwenden. Diese Technik wird auch in Bankkarten oder Smartphones eingesetzt, wenn diese zum Bezahlen in Geschäften kurz über ein Lesegerät gehalten werden. Über Funkwellen werden zwischen den beiden Geräten Daten ausgetauscht. Das heißt: Das Lesegerät fragt die Daten ab, die auf dem Chip unter der Haut gespeichert sind.
Noch ist die Datenmenge, die auf dem Chip hinterlegt werden kann, relativ klein. So ist es auch nicht möglich, den Chip für mehrere Verwendungsmöglichkeiten gleichzeitig zu herzunehmen. Wer sich so einen Mikrochip unter die Haut implantieren lassen möchte, muss sich entscheiden, für was er sich eignen soll: Um die Haustür zu öffnen? Um die Bahnkarte zu ersetzen? Um eine Bezahlfunktion zu übernehmen? Mehrere Aufgaben gleichzeitig können die Chips noch nicht bewältigen.
Allerdings gibt es – bislang nur wenige – Menschen, die auch für diese Beschränkung eine Lösung gefunden haben: Sie lassen sich einfach mehrere Chips einsetzen, von denen jeder seine eigene Anwendung umsetzt.
Noch beruhigen Datenschützer, dass es keine Möglichkeit geben soll, den Träger eines Chips zu überwachen und auszuspionieren. Der Grund dafür ist, dass bis jetzt die implantierten Chips passive Technik sind. Sie haben keinerlei Energieversorgung. Diese übernimmt das Lesegerät, das den für die momentan auszuführende Funktion benötigten Strom – zum Beispiel das Auslesen einer gespeicherten Mitarbeiternummer – per Induktion zu dem Chip unter der Haut schickt. Dieser sendet die abgefragten Daten an das Lesegerät zurück und ist nach diesen Sekundenbruchteilen auch schon wieder ohne Stromversorgung.
Dieses Verfahren macht es zum Beispiel derzeit unmöglich, den Träger des Chips über GPS zu verfolgen. Soweit also der momentane Stand. Allerdings arbeiten weltweit Firmen daran, die bislang passiven Mikrochips mit einer Energiequelle zu versehen und ihnen auf diese Weise die Möglichkeit zu verpassen, aktiv zu agieren – also von sich aus Daten zu senden.
Ist das technische Problem der Energieversorgung erst einmal gelöst, dann ist es mit dem Datenschutz nicht mehr besonders weit her. Denn damit wird dann auch eine bisher vorliegende Hürde des Ausspionierens beseitigt. Um einen Datenaustausch in Gang zu setzen, dürfen Chip und Lesegerät momentan nur wenige Millimeter voneinander entfernt sein. Diese Nähe wird später nicht mehr notwendig sein wenn, der Chip über eine eigene Energiequelle verfügt.
Eine im Jahr 2019 im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführte repräsentative Umfrage unter 1.007 Personen ab 16 Jahren brachte an den Tag, dass bereits 68 Prozent aller Deutschen von den Chipimplantaten wissen und sich ganze 32 Prozent vorstellen könnten, sich so ein Implantat einsetzen zu lassen. Von den Jüngeren zwischen 16 und 29 Jahren zeigte lediglich etwas mehr als jeder Fünfte Interesse für diese Technik. Von den Älteren über 64 Jahren waren immerhin vier von zehn Befragten daran interessiert.
Schätzungen gehen davon aus, dass derzeit in Deutschland gut 3.500 Personen sich solch einen Chip haben implantieren lassen. Ganz vorne auf dem Feld der Chipträger in Europa ist derzeit Schweden. Man schätzt, dass dort mehr als 5.000 Personen einen Chip tragen. Nicht zuletzt dürfte dazu auch die schwedische Bahngesellschaft Statens Järnvägar (SJ) beigetragen haben, welche bei einem Test über 2 Jahre die von den Reisenden gekauften Bahn-Tickets über implantierte Chips entwerten ließ. Der Versuch wurde beendet, weil die Gesellschaft für die Zukunft andere Verfahren als vorteilhafter bewertet.
Für den wohl größten Auftrieb bei der Verwendung der Chipimplantate in Schweden sorgte TUI Nordic, die dortige Niederlassung des Reiseveranstalters TUI. Mehr als 100 der 500 Angestellten ließen sich dort einen Chip unter die Haut pflanzen. Auf ihm ist die Personalnummer des Mitarbeiters gespeichert, sodass mit dem Chip Schlösser von Türen ebenso geöffnet, wie Drucker eingeschaltet und Getränke oder Snacks aus Automaten entnommen werden können – die Kosten dafür werden gleich vom Konto abgebucht.
Andere Unternehmen bauen ebenso darauf, ihre Mitarbeiter mit Chips zu versehen. Noch ist das ganze freiwillig und Missbrauch scheint ausgeschlossen zu sein. Was aber, wenn bei einer nächsten Generation von Chips größere Datenmengen gespeichert werden können? Was, wenn auf dem Chip nicht mehr nur eine Personalnummer, sondern auch Daten vom Finanzamt, Gesundheitsdaten oder gar Bewegungsdaten gespeichert sind? Was, wenn der Chip einmal dazu in der Lage sein könnte, mit Sensoren die physiologischen Daten seines Trägers aufzuzeichnen?
Dann wäre es theoretisch denkbar, dass beim Türöffnen zum Betreten des Arbeitsplatzes heimlich auch noch weitere Daten mit ausgelesen werden. Zum Beispiel, wie viel Alkohol der Mitarbeiter am Abend zuvor zu sich genommen hat? Oder wie aktiv er sein Sexualleben gestaltet?
Und nicht nur das: Durch einen Abgleich der Häufigkeit der sexuellen Aktivitäten mit dem auf dem Chip gespeicherten Bewegungsmuster könnten sich Hinweise ergeben, dass der Mitarbeiter diesen Aktivitäten nicht zu Hause, sondern häufig oder regelmäßig an einem anderen Ort nachgegangen ist. Ebenso wäre es möglich, Personen gesinnungspolitisch zu durchleuchten – zum Beispiel, wenn das Bewegungsmuster ergibt, dass die Person sich häufiger und länger an Orten aufgehalten hat, wo Demonstrationen stattgefunden haben, die nicht zur gerade vorherrschenden politischen Grundeinstellung im Land gepasst haben.
Freilich, der Mikrochip birgt nicht nur Nachteile in sich. Er kann auch lebensrettend sein, wenn bei einem Unfall in Sekundenschnelle Blutgruppe oder Allergien abgefragt werden können, wenn Krankenhausärzte nach der Einlieferung eines Patienten sofort sehen, welche Medikamente er einnimmt. Vielleicht sind diese Vorteile aber nicht entscheidend.
So sehen immer mehr Menschen Nachteile in den Mikrochips und lassen sie wieder entfernen. Dies ist nämlich mit einem winzigen Hautschnitt leicht möglich. Unangenehme Gefühle oder gar Schmerzen, die mit einem implantierten Chip verbunden sind, können bei realistischer Betrachtung eigentlich nicht der Grund für die Entfernung sein. Denn schon wenige Tage nach dem Implantieren verschwindet der Chip aus dem Bewusstsein und wird nicht mehr wahrgenommen.
Also müssen andere Faktoren der Anlass für die Entfernung sein – womöglich das ungute Gefühl, kalte Technik in seinem Körper zu tragen. Womöglich aber auch das ungute Gefühl über die Möglichkeiten, welche mit dem implantierten Chip in Zukunft verbunden werden könnten. Denn so harmlos, wie das in einer Diskothek in Barcelona derzeit gehandhabt wird, wird es anderswo vielleicht nicht sein.
In Barcelona ist es üblich, dass der Chip für seinen Träger beim Betreten des Lokals automatisch dessen Lieblingsgetränk bestellt. Woanders könnte es aber auch so laufen, dass die Träger solcher Mikrochips automatisch aus Gruppen von Menschen aussortiert werden, wenn deren Gesinnung nicht zur politischen Ausrichtung passt. Ebenso automatisch könnten dann entsprechende Konsequenzen eingeleitet werden. Keine schöne Vorstellung …