Autorius: Andrej Iwanowski Šaltinis: https://de.sputniknews.com/pol... 2020-11-13 15:01:00, skaitė 1122, komentavo 0
Die von den deutschen Medien als US-Expertin sehr gefragte Unternehmensberaterin Sandra Navidi erläuterte am Mittwochabend bei „Maischberger“ ein „Worse Case“-Szenario im Fall Trump: Dieser plane einen Militärputsch, und Frau Navidi blickt den heimtückischen Plan ganz genau durch: „Man sieht jetzt, dass die ganzen Fäden, die in der Vergangenheit langsam gesponnen wurden, zusammenlaufen.“ Vor einigen Tagen habe der Noch-Präsident seinen Verteidigungsminister Mark Esper gefeuert. Die Entlassung des CIA-Chefs sei in Planung. Trumps Sohn habe im US-Fernsehen gefordert, das ganze FBI „auseinanderzunehmen“.
„Und Verteidigungsminister Esper hat gesagt: ‚Wenn Donald Trump jetzt einen Ja-Sager in diese Position setzt, dann kann uns nur Gott helfen‘“, behauptete nun die seit 20 Jahren in New York lebende Expertin.
Moderatorin Sandra Maischberger schien zunächst ihren Ohren nicht zu glauben – schließlich werden in ihrer Sendung nicht jedes Mal Verschwörungstheorien gesponnen. „Ist das Ihr Ernst, dass Trump mit der Hilfe des Militärs darauf hinarbeitet, nicht aus diesem Amt zu scheiden?“, fragte sie entsetzt.
„Was hat er zu verlieren?“, lautete die Antwort von Frau Navidi.
Das Putsch-Szenario erschien allerdings selbst dem früheren „Bild“-Vizechef Nikolaus Blome viel zu steil. Er sei von der Festigkeit der demokratischen Strukturen der Vereinigten Staaten überzeugt, die eine solche Entwicklung nicht zulassen würden.
Aber auch er räumte ein, dass es „eine reguläre Machtübergabe, so wie man es gewohnt ist, nicht geben wird, weil Donald Trump kein normaler Mensch ist“.
Das Weiße Haus werde Trump aber „natürlich verlassen“. Es wäre auch gar nicht so dumm vom neuen Präsidenten, Trump zu begnadigen, damit dieser nicht die Prozesse befürchten muss, welche auf ihn nach dem Wegfall der Immunität warten würden.
Ex-Außenminister Sigmar Gabriel – dem Eins-zu-eins-Interview mit ihm widmete die Moderatorin eine gute Viertelstunde – kann sich ein Putsch-Szenario ebenfalls nicht vorstellen. „Wir sollten nicht mehr über Donald Trump reden“, meinte der SPD-Politiker. „Die Sache ist gelaufen, wir sind jetzt im Abspann“ der Trump-Story. „Je länger er das macht, desto stärker wird er zu einer Witzfigur“, fügte Gabriel hinzu. „Zu glauben, dass jetzt in den USA ein Putsch stattfindet (…), ist mir ein bisschen zu viel.“
Aber auch er sieht deutsche Medien in der Schuld, dass Trumps Wahlergebnis – immerhin über 70 Millionen Stimmen – für viele in Deutschland so überraschend kam:
„Wir haben in den Berichten viel wishful thinking gemacht und nicht sehen wollen, was man in den USA sehen konnte“ – nämlich wie stark die amerikanische Gesellschaft mittlerweile polarisiert sei.
„Aber auch bei uns haben wir eine hohe Anzahl von Menschen, die dem sogenannten Establishment nicht mehr trauen, weder dem medialen noch dem politischen oder ökonomischen“, fügte der Ex-Minister und Ex-Bundestagsabgeordnete hinzu – der sich wahrscheinlich trotz dieser „Ex“ sehr wohl weiterhin zu diesem „Establishment“ zählt, beziehungsweise von den Öffentlich-Rechtlichen dazu gezählt wird, wo er doch von einem „Leitmedium“ so ausführlich interviewt wird.
Ziemlich deutlich gab Gabriel zu verstehen, dass er sich mittlerweile von seiner Partei – jedenfalls von der für die „traditionelle SPD“ übliche Außenpolitik – klar distanziert hat. „In der SPD gab es schon immer diese pazifistische Linie“, merkte das Immer-noch-SPD-Mitglied mit einem nachsichtigen Tonfall an, der nicht zu überhören war. Zu Vertretern dieser Linie zähle er heute offenbar all diejenigen, die gegen den „Zwei-Prozent-Verteidigungsbeitrag“ sind, inklusive SPD-Bundestagsfraktionschef Rolf Mützenich. „Ich kann es mir gut vorstellen“, dass viele in der SPD dagegen seien, fügte Gabriel hinzu. „Da ist man doch ganz froh, dass man dafür keine Verantwortung mehr trägt“, betonte das frühere Fraktionsmitglied. Er würde wiederum raten, „1,5 Prozent in die Bundeswehr zu investieren und 0,5 Prozent in die Verteidigungsfähigkeit Osteuropas“. Wenn Deutschland bereit wäre, da die Rolle der Amerikaner zu übernehmen und dies zu tun, „das würde die Polen und die Balten ziemlich überraschen“, meinte der Ex-Minister. Würde das aber wirklich eine positive Überraschung für sie sein?
Aus der SPD wolle Gabriel zwar nach eigenen Worten „nicht austreten“, viel gemütlicher fühlt er sich jedoch heute offenbar in der Rolle des Chefs der Atlantik-Brücke. In dieser Rolle kann man sich nämlich unbestraft Seitenhiebe in Richtung Russland erlauben. Etwa wie auf diese Weise am Mittwochabend im TV-Talk:
„Für Trump ist die Welt eine Arena, eine Kampfbahn, und da setzen die Starken sich durch – so denkt ja Herr Putin oder Herr Xi Jinping. Die Bundesrepublik und Europa haben das genaue Gegenteil im Kopf: eine Welt, die auf der Basis von Verabredungen, multilateralen Institutionen funktioniert.“
Da fragt man sich, wo der Außenpolitiker Gabriel war, als Moskau mindestens die letzten 30 Jahre lang – angefangen bei Michail Gorbatschow und bis hin zu Wladimir Putin – von einem „gemeinsamen Haus Europa von Lissabon bis Wladiwostok“ gesprochen hat, während die Nato beharrlich bis an die Grenzen Russlands heranrückte. Es gab auch Zeiten, wo ein Gabriel der Idee des „gemeinsamen Hauses Europa“ wohlwollend zunickte. Das liegt aber schon weit zurück. Heute ist Sigmar Gabriel eben nur ein „Ex“.