Autorius: Jürgen Elsässer Šaltinis: https://www.compact-online.de/... 2020-11-24 00:58:00, skaitė 1840, komentavo 0
Eines der bestgehüteten Geheimnisse der Weltgeschichte: Wer finanzierte Hitler? COMPACT, das Magazin mit dem „Mut zur Wahrheit“, zerreißt den Schleier der Lügen. Was andere nicht zu schreiben wagen, wir drucken es nicht nur, wir bringen es in Kürze sogar an 15.000 Kioske in der Republik. Oder schreitet der Staatsanwalt vorher noch ein? Am besten zugreifen, bevor der Hammer fällt: Schon jetzt ist die Ausgabe in unserem Online-Shop erhältlich: COMPACT-Geschichte „Wer finanzierte Hitler? Das dunkle Geheimnis der Wall Street“. Mit Beiträgen der verfemten Historiker Antony C. Sutton, Nikolay Starikow, Thorsten Schulte und Wolfgang Eggert. Hier ein Auszug aus meinem Artikel. Wenn Sie runterscrollen, können Sie das komplette Inhaltsverzeichnis von „Wer finanzierte Hitler?“ lesen.
Seit Jahrzehnten fetzt sich die Geschichtswissenschaft wegen der Finanzierung der NSDAP durch das Großkapital. Linke und bürgerliche Historiker stehen sich in erbitterter Feindschaft gegenüber – und keine der beiden Parteiungen will über den Elefanten sprechen, in dessen mächtigem Schatten die Kontroverse steht. Dieser Artikel erschien im COMPACT-Geschichte 11: „Wer finanzierte Hitler? Das dunkle Geheimnis der Wall Street.“.
Es ist vor allem das Verdienst des US-Amerikaners Antony C. Sutton und des Russen Nikolay Starikow, hier mit bahnbrechenden – und dennoch (oder gerade deswegen?) im Mainstream kaum beachteten – Recherchen für die Klarheit gesorgt zu haben, die den kommunistischen wie den westlichen Historikern fehlt. Ihre Bücher Wall Street und der Aufstieg Hitlers (Erstveröffentlichung 1976, auf Deutsch im Schweizer Verlag Perseus 2009, Auszug auf Seite 50. ff) beziehungsweise Wer hat Hitler gezwungen, Stalin zu überfallen? (auf Deutsch 2017 in einem kleinen baltischen Verlag erschienen, Auszug auf Seite 38 ff.) werden in der Fachwissenschaft ignoriert. Dritter im Bunde der Aufdecker ist der US-Professor Guido Giacomo Preparata mit seinem Buch Wer Hitler mächtig machte: Wie britisch-amerikanische Finanzeliten dem Dritten Reich den Weg bereiteten (2010 ebenfalls bei Perseus erschienen).
Sutton erklärt die Hinwendung der Wall Street zu den Nazis vor allem mit deren korporatistischem Wirtschaftsmodell, das im Unterschied zur freien Marktwirtschaft stabile Gewinnraten garantiere – aus demselben Grund unterstützten die Banker laut Sutton auch den US-Präsidenten Franklin Delano Roosevelt (1933–1945) und die Sowjetunion. Im Unterschied zu ihm gehen Starikow und Preparata davon aus, dass nicht das korporatistische Wirtschaftsmodell, sondern die geostrategische Orientierung die angloamerikanischen Geldhaie zur Unterstützung Hitlers brachte: Washington und London zogen die NSDAP vor allem deswegen anderen nationalistischen Parteien und Strömungen vor, weil sich Hitler in Mein Kampf vehement für ein deutsch-britisches Bündnis gegen Russland ausgesprochen hatte – das passte zur Globalstrategie der angelsächsischen Seemächte. Aus demselben Grund erfuhren Aktivisten im Umkreis der Konservativen Revolution keine Förderung: Sie waren zumeist anti-englisch eingestellt und damit trotz ihres Antikommunismus suspekt. Preparata nennt ein Beispiel: Als sich 1920 monarchistische Offiziere im sogenannten Kapp-Putsch gegen die Weimarer Demokratie erhoben, schleuste London seinen Agenten Ignatz Trebitsch-Lincoln in den inneren Kreis der Verschwörer ein und brachte den Umsturz zum Scheitern. Die Obristen träumten von einem deutsch-russischen Bündnis, am liebsten mit den verbliebenen Anhängern des Zaren, zur Not aber auch mit den Bolschewiken – das musste London unbedingt verhindern. Außenminister Walther Rathenau, der 1922 im Vertrag von Rapallo ein solches Bündnis tatsächlich in Angriff nahm, wurde übrigens im selben Jahr von der NSDAP-nahen Organisation Consul ermordet.
«Ein fabelhafter Demagoge.» Truman Smith über Hitler
Starikow recherchierte penibel die Kontakte, die US-Regierungskreise bereits 1921/22 zu Hitler knüpften – vor allem über den Militärattaché Truman Smith und den von ihm instruierten NSDAP-Spendensammler und Führer-Intimus Ernst «Putzi» Hanfstaengl, der auch für Sutton eine Schlüsselrolle spielte (siehe Seite 60 ff.). Der Börsenexperte Thorsten Schulte («Silberjunge») präsentiert – von Starikow ausgehend – in seinem aktuellen Buch Fremdbestimmt. 120 Jahre Lügen und Täuschung (ein Auszug findet sich auf Seite 69 ff.) weitere Beweise für Hitlers frühe Förderer im US-Establishment, so etwa die Begeisterung von Truman Smith nach einem Treffen am 20. November 1922: «Ein fabelhafter Demagoge. Ich habe kaum zuvor einem so konsequenten und fanatischen Mann zugehört.» Das Zitat, entnommen dem englischen Original des Standardwerks Aufstieg und Fall des Dritten Reiches von William L. Shirer aus dem Jahr 1960, fehlt in der deutschen Ausgabe… Ein wichtiger Spendenvermittler war auch der Schriftsteller Dietrich Eckart, der den Kontakt zu Warren C. Anderson hielt, den Europa-Präsidenten des amerikanischen Autoproduzenten Henry Ford. 1924 fuhr der Nazi-Gigolo Kurt Lüdecke direkt zum Geldsammeln in die USA. Gerichtliche Untersuchungen ergaben, dass Ford bereits im Jahre 1923 drei Mal größere Geldbeträge für Hitler angewiesen hatte.
Ein erstes Fanal setzte die NSDAP am 9. November 1923 durch einen Putschversuch in München. «Das Verblüffendste und Rätselhafteste am Erfolg dieses Menschen [Hitlers] ist die Tatsache, dass er 1923, auf dem Höhepunkt des Inflationstaumels, über Devisen verfügte, über Dollars, Tschechenkronen, holländische Gulden, ja offenbar auch über französische Franken», schreibt Walter Görlitz in Geldgeber der Macht (Düsseldorf/Wien, 1976).
(…)
Hitler wurde im Dezember 1924 aus der Festungshaft in Landsberg entlassen, im Februar 1925 wurde die NSDAP neu gegründet. Trotz innerer Konsolidierung hatte die Partei in den folgenden Jahren keinen Erfolg. Bei den Reichstagswahlen 1928 wurden enttäuschende 2,6 Prozent erzielt. Den folgenden steilen Aufstieg verdankte die Hitler-Partei dem Young-Plan, der die 1919 in Versailles diktierten Reparationen neu regelte. Im Unterschied zu den bürgerlichen Parteien und der SPD, die den Plan als alternativlos darstellten, profilierte sich die NSDAP in scharfer Opposition gegen die «Young-Sklaverei» und fand dadurch zunehmend Unterstützung im Volk wie auch in jenen Teilen des Großkapitals, die sich vom Dollar-Imperialismus bedroht fühlten. Fritz Thyssen bekannte nach dem Zweiten Weltkrieg: «Ich wandte mich der Nationalsozialistischen Partei erst zu, als ich die Überzeugung gewann, dass der Kampf gegen den Young-Plan unvermeidlich war, wenn der völlige Zusammenbruch Deutschlands abgewendet werden sollte.»
Reichskanzler Heinrich Brüning (1930–1932) schrieb am 28. August 1937 aus seinem Exil in einem privaten Brief an Winston Churchill: «Hitlers wirklicher Aufstieg begann erst 1929, als die deutschen Großindustriellen und andere es ablehnten, weiterhin Gelder an eine Menge patriotischer Organisationen auszuschütten, die bis dahin die ganze Arbeit für das deutsche Risorgimento [Wiederauferstehen] geleistet hatten.» Dazu muss man im Hinterkopf behalten, dass «deutsche Großindustrielle» zu diesem Zeitpunkt schon Überkreuzbeteiligungen mit amerikanischen Partnern hatten. Sutton nennt Einzelheiten (in dieser COMPACT-Ausgabe ab Seite 76) und resümiert: «Es ist bemerkenswert, dass die größten Spender (…) mit Finanziers der Wall Street verbunden waren. Diese Wall-Street-Finanziers saßen im Herzen der Finanzelite und waren angesehen in der zeitgenössischen amerikanischen Politik.»
Der an der Wall Street – vor allem vom größten Bankhaus J. P. Morgan – ersonnene Young-Plan wirkte wie ein Förderprogramm für die NSDAP: Er legte für Deutschland 37 Jahresraten von jeweils 2,05 Milliarden Goldmark sowie weitere 22 Jahresraten von jeweils 1,65 Milliarden Goldmark fest. Erst nach 59 Jahren – also 1988 – sollte die Schuld getilgt sein. Erschwerend kam hinzu, dass im Vergleich zum vorhergehenden Dawes-Plan aus dem Jahr 1924 die Modalitäten deutlich verschärft wurden: Statt Reparationszahlungen in Form von Gütern wie beim Dawes-Plan verlangte das neue Diktat explizit Geldzahlungen. Das musste, so Thyssen, «zwingend zum Zusammenbruch der gesamten Wirtschaft des Reiches führen». Pikant: Für die Reichsbank verhandelte ihr Präsident Hjalmar Schacht den Dawes- sowie den Young-Plan mit – er sollte sich 1930 der NSDAP anschließen und dann von Hitler erneut an die Spitze der Notenbank gestellt werden. Und: Er bekannte sich zur Freimaurerei, auch nach deren Verbot durch die Nazis.
1931/32 flossen der NSDAP 62 bis 68 Millionen Reichsmark zu, davon 40 bis 45 Millionen von ausländischen Geldgebern.
Entscheidend für den Durchbruch der NSDAP war das Volksbegehren gegen den Young-Plan, das im Juli 1929 im Wesentlichen von der DNVP lanciert wurde, die aber die Nationalsozialisten als Partner akzeptierte. Zwar scheiterte das Plebiszit – lediglich 5,8 Millionen oder knapp 14 Prozent der Wahlberechtigten stimmten zu –, aber der Schwung der Kampagne führte bei den folgenden Kommunal- und Regionalwahlen zu einer Vervielfachung der Stimmanteile der NSDAP. Die Reichstagswahlen im September 1930 führten zu einer erdrutschartigen Verschiebung: Die Nationalsozialisten gewannen 18,3 Prozent, hatten also ihr Ergebnis aus dem Jahr 1928 mehr als versiebenfacht – und die DNVP überrundet. Noch höher hinaus ging es bei den Juli-Wahlen 1932: Mittlerweile hatte der Zusammenbruch der Wall Street am Schwarzen Freitag 1929 auch deutsche Banken und Unternehmen in den Abgrund gerissen, über sechs Millionen Arbeitslose standen ohne jede staatliche Unterstützung da. Die Hitler-Partei gewann glatte 19 Prozent hinzu und wurde mit 37,3 Prozent mit weitem Abstand zur nächstplatzierten SPD (21,2) stärkste Partei.
Wichtig: Ermittlungen des sozialdemokratischen Reichsinnenministers Carl Severing (1928–1930) ergaben, dass seit 1929 Verhandlungen Hitlers mit US-Bankiers im Berliner Hotel Adlon stattfanden. «Auf amerikanischer Seite waren eingeweiht: Bankier Warburg, als Treuhänder des New Yorker Bankhauses Kuhn, Loeb & Cie., sowie eine Gruppe der amerikanischen Ölfinanz», berichtete ein Mitarbeiter des preußischen Staatssekretärs Wilhelm Abegg. Brünings Reichskanzlei kam zum Schluss, dass «in den letzten zwölf Monaten» vor dem April 1932 zwischen 62 und 68 Millionen Reichsmark in die Kassen der NSDAP geflossen seien. Davon entfielen nach dieser Aufstellung 40 bis 45 Millionen Reichsmark auf «ausländische Geldgeber».
(Ende des Auzugs)
Dieser Artikel erschien im COMPACT-Geschichte 11: „Wer finanzierte Hitler? Das dunkle Geheimnis der Wall Street.“. Diese Ausgabe können Sie hier bestellen.
Hier das komplette Inhaltsverzeichnis
Hitler und seine Finanziers
Die Guten, die Bösen und die Unsichtbaren: Die Diskussion in der Geschichtswissenschaft. Von Jürgen Elsässer
Das nationale Kapital
Kein Engel ist so rein…: Übersicht über die Finanzquellen der NSDAP. Aus „Roter Aufbau“, Juli 1932
Die Rolle der I. G. Farben: Dokumentiert: Akten der US-Militärverwaltung
Nur Verschwörungstheorie? Dokumentiert: Joachim C. Fest
Wichtig, aber nicht entscheidend: Der Umfang der inländischen Finanzspritzen. Von Nikolay Starikow
Das internationale Kapital
Big Money und die Nazis: Das dunkle Geheimnis der Wall Street. Von Antony C. Sutton
«Der geht nun schnurstracks zu Hitler»: Investoren suchen ein Projekt. Von Wolfgang Eggert
Köln, London, Basel: Spinne im Netz: der Bankier Schröder. Von Thorsten Schulte
Zwei talentierte Strippenzieher: Die Dulles-Brüder, Hitler und Roosevelt. Von Jürgen Elsässer
Der Feind, ihr Freund: Dollars für die Kriegsrüstung des 3. Reiches. Von Antony C. Sutton
COMPACT-Geschichte 11: „Wer finanzierte Hitler? Das dunkle Geheimnis der Wall Street.“. Diese Ausgabe können Sie hier bestellen.