Autorius: Günther Strauß Šaltinis: https://www.anonymousnews.ru/2... 2021-04-26 14:47:00, skaitė 6443, komentavo 3
Sahra Wagenknecht, Die Linke
von Günther Strauß
Die Linken-Abgeordnete Sahra Wagenknecht hat ihre Kritik am Linksliberalismus in Deutschland und der Identitätspolitik ihrer eignen Partei erneuert. Linksliberalismus sei weder links noch liberal, sagte Wagenknecht Focus Online.
„Er vertritt eher gutsituierte Großstadtakademiker als diejenigen, die um ihr bißchen Wohlstand immer härter kämpfen müssen, was eigentlich das Anliegen von Linken sein sollte. Und liberal? Wegen seiner ausgeprägten Intoleranz sollte man den modernen Linksliberalismus eigentlich Linksilliberalismus nennen.“
Ein ähnliches Verhalten zeigten Linksliberale auch, wenn sie über Zuwanderung als große Bereicherung redeten, aber zugleich genau darauf achteten, „daß die eigenen Kinder eine Schule besuchen, in der sie mit anderen Kulturen nur im Literatur- oder Kunstunterricht Bekanntschaft machen“.
Wagenknecht erinnerte an Martin Luther Kings berühmtem Traum, in dem es darum gegangen sei, daß die Hautfarbe eines Menschen eines Tages keine Rolle mehr spiele. Im Linksliberalismus dagegen drehe sich alles darum, ob jemand weiß oder schwarz, Mann oder Frau, hetero oder homosexuell sei. „Davon wird abhängig gemacht, wer worüber reden und wer wem widersprechen darf. Das ist ein Angriff auf die Aufklärung und die Vernunft.“
Skeptisch äußerte sich die Linken-Politikerin auch zur „Fridays for Future“-Bewegung. Es sei zwar positiv, wenn sich junge Leute für ein gesellschaftliches Thema engagierten, dennoch müsse man auch zur Kenntnis nehmen, daß an den Kundgebungen und Klima-Protesten vor allem Jugendliche aus Akademikerhaushalten der oberen Mittelschicht teilgenommen hätten.
„Das hat die Bewegung geprägt: Wer in einem hippen Viertel in einer top-renovierten Altbauwohnung wohnt, mag die Verteuerung von Diesel und Heizöl für eine klimapolitische Großtat halten. Der weniger begünstigte Facharbeiter oder Handwerker in einer ländlichen Region, der jeden Tag auf sein Auto angewiesen ist und sein mäßig isoliertes Haus mit Öl heizt, sieht das aber eben anders. Und wer Menschen verachtet, die ihr Fleisch beim Discounter kaufen, gehört selten zu einer sozialen Schicht, bei der am Monatsende das Konto leer ist.“
Auch mit Kritik an der eigenen Partei hielt sich Wagenknecht nicht zurück. Die Wahlergebnisse zeigten, daß Sozialdemokraten und Linkspartei große Teile ihrer einstigen Wählerschaft verloren hätten. Laut Umfragen wünsche sich eine Mehrheit der Bevölkerung mehr sozialen Ausgleich.
„Statt diese Mehrheiten mit einem für sie attraktiven Programm anzusprechen, haben SPD und Linke die Grünen auf geradezu unterwürfige Weise als intellektuelle und politische Avantgarde akzeptiert und dadurch zugelassen, daß die AfD zur führenden Arbeiterpartei werden konnte. Von der Chance auf eigene Mehrheiten haben sie sich damit weit entfernt.“
Dem Thema Gendern kann Wagenknecht ebenfalls nicht viel abgewinnen. Sie wolle zwar niemandem vorschreiben, wie er zu reden habe und wenn ein Journalist das unbedingte Bedürfnis verspüre, zu gendern, solle er es tun. „Aber es kann nicht sein, daß jeder unter Druck kommt oder einen Shitstorm erlebt, der das nicht mitmacht. Ich selbst glaube nicht, dass wir unserer Sprache oder dem Ziel der Nichtdiskriminierung durch solche Verrenkungen einen Gefallen tun.“
Wagenknecht war am Wochenende gegen Widerstand in der eigenen Partei zur Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl in Nordrhein-Westfalen gewählt worden. Kurz zuvor hatten erste Passagen aus ihrem neuen Buch für Unmut unter Parteigenossen gesorgt. Das Buch „Die Selbstgerechten“ erscheint in dieser Woche.
Darin rechnet Wagenknecht mit dem Linksliberalismus ab und wirft diesem vor, die Gesellschaft weiter zu spalten. Scharf ins Gericht geht sie auch mit der Identitätspolitik der Linken. Diese laufe darauf hinaus, „das Augenmerk auf immer kleinere und skurrilere Minderheiten zu richten, die ihre Identität jeweils in irgendeiner Marotte finden, durch die sie sich von der Mehrheitsgesellschaft unterscheiden und aus der sie den Anspruch ableiten, ein Opfer zu sein“, schreibt Wagenknecht.